Als Deutscher mit guten Englischkenntnissen hat man gute Chancen, einen attraktiven Job in der Tourismusbranche zu finden. Jedes Jahr zu Beginn der Urlaubssaison quellen die lokalen Zeitungen über von Stellenangebote als Mitarbeiter in Reisebüros (hier sind Berufserfahrungen meistens erwünscht) als Kellner oder Barman in den Hotels, Animateure, Verkäufer in den Tourismuszentren oder als Mitarbeiter in Autovermietungen u. ä. Die Gehaltsvereinbarungen sowie Tätigkeiten und Arbeitszeiten lassen sich am besten gleich beim Vorstellungsgespräch besprechen und werden bei einer Einigung mit Handschlag besiegelt. Einen richtigen Arbeitsvertrag, zwar nur in griechisch, hatte ich lediglich einmal von einem größeren Reisebüro vorgelegt bekommen. So etwas wie eine Probezeit gibt es meist nicht und falls man nach ein paar Tagen feststellt, dass man doch nicht zusammenarbeiten kann oder will, kann man durch ein klärendes Gespräch einigermaßen freundschaftlich auseinandergehen. Ein neuer Arbeitgeber ist relativ schnell gefunden, wenn man nicht schon vorsorglich darum gekümmert hat, denn die Suche nach deutsch und englischsprachigen Angestellten läuft die ganze Saison über.
Das allerwichtigste ist, dass der Arbeitgeber Ihre Sozial- und Krankenversicherung bezahlt. Denn nur mit ausreichend eingezahlten Beiträgen hat man nach Ablauf von 2 Sommern die Möglichkeit im Winter Arbeitslosengeld zu erhalten. Allerdings auch nur mit Einreichung der Steuererklärung. Man sollte sich auf jeden Fall rechtzeitig und gründlich informieren über die notwendigen Formalitäten, um sich bei den Behördengängen am Saisonende nicht wie in einem Labyrinth zu verlaufen. Zu meiner Zeit wurden alle Vorgänge noch per Hand registriert. Erst nach 2000 begann die Umstellung der Arbeitsämter auf elektronische Datenverarbeitung. Ob dadurch eine Beschleunigung der Prozesse erreicht wurde, kann ich nicht mehr sagen. Aber irgendwie war es immer eine tolle Stimmung in den langen Gängen der Behörden. Beim stundenlangen Anstehen wurde viel gelacht, geschimpft und Erfahrungen ausgetauscht, so dass es nie langweilig wurde. Wenn man dann erfolgreich seine Papiere abgeben konnte und bald auch das blaue Scheckheft für die monatlichen Auszahlungen in den Händen hielt, dann konnte man aufatmen und in die wohlverdiente Winterpause gehen.
Um auf Kreta zu arbeiten muss man der Landessprache nicht unbedingt mächtig sein, ist aber ziemlich hilfreich. Durch den häufigen Kontakt mit Einheimischen lernt man früher oder später ein paar Worte Griechisch, die zur Verständigung notwendig sind und auch bei Verhandlungen mit einigen Sturköpfen von Vorteil sind. Wenn man auch den Winter über auf Kreta bleibt wird dieser Lernprozess beschleunigt. Mir erging es sogar so, dass ich nach einigen Jahren jeweils zu Saisonbeginn beim ersten Kontakt mit deutschen Urlaubern einige Deutschprobleme hatte und froh war, meine Muttersprache wieder etwas auffrischen zu können.
Da ein Geschäft in der Tourismusbranche nur in 7 Monaten Umsatz machen kann, sind lange Arbeitstage auch an den Wochenenden vorgeplant. Wenn man eine Gehaltsvereinbarung mit Provision vereinbart hat, muss man auch so viele Stunden wie möglich arbeiten. Denn für einen Urlauber ist jeder Tag Wochenende, vor allem am Wochenende. Dafür kann man sich im Winter auf die faule Haut legen und die viele freie Zeit genießen. In jeder Saison war ich durchschnittlich vielleicht 5mal an einem der schönsten Strände Griechenlands. So wenig Freizeit zu haben hat natürlich auch einen großen Vorteil: Man hat keine Zeit viel Geld auszugeben und kann sich für die Wintermonate ein schönes finanzielles Polster anlegen.
Die Arbeit als Reiseleiter war für mich die interessanteste Beschäftigung. Hier ist man sein eigener Herr. Solange Urlauber und Arbeitgeber zufrieden sind, kann man sich die Arbeitszeiten selbst einteilen. Hauptsache man war pünktlich am Flughafen bei den Ankünften und Abflügen der Urlauber. Viele lustige Begebenheiten aber auch anstrengende Tage sind mir im Gedächtnis geblieben. Da lernt man wirklich jeden Menschentyp kennen aber eben auch – dass alle nur Menschen sind.
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